Jubiläumsdialog: 20 Jahre vereinte humanitäre Mission
Anlässlich unseres 20-jährigen Jubiläums bringen wir drei Schlüsselfiguren unserer Organisation zusammen: die aktuelle Geschäftsführerin Dr. Ilona Auer Frege, den Gründungsgeschäftsführer im Ruhestand Peter Mucke und den amtierenden Vorstandsvorsitzenden Wolf-Christian Ramm. In einem gemeinsamen Gespräch blicken sie zurück auf zwei Jahrzehnte richtungsweisender humanitärer Arbeit, teilen ihre persönlichen Highlights und Herausforderungen und wagen einen Ausblick in die Zukunft unserer Mission.
Herr Mucke, Sie haben das Bündnis Entwicklung Hilft mitgegründet und ab 2009 als alleiniger Geschäftsführer 15 Jahre lang geleitet. Sie sind nun seit Ende 2022 im Ruhestand. Erzählen Sie uns, wie Sie die Gründung und die ersten Schritte des Bündnisses in den Folgejahren erlebt haben?
Peter Mucke: Nachdem der Tsunami um Weihnachten 2004 mit unvorstellbarer Kraft riesige Küstengebiete in Thailand, Südindien, Sri Lanka und Indonesien getroffen hatte, Hunderttausende starben oder obdachlos wurden, gab es keinen Zweifel, dass deutsche Hilfsorganisationen hier umfangreich unterstützen werden. Diese Hilfe, das war sofort klar, konnte nur gebündelt erfolgreich sein. Und dies galt auch für die Öffentlichkeitsarbeit und die Spendenwerbung in Deutschland. Mit Brot für die Welt, medico international, Misereor, terre des hommes und Welthungerhilfe haben sich fünf renommierte Organisationen mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten am 31. Dezember 2004 zum Bündnis Entwicklung Hilft zusammengeschlossen. Das hatte eine immense Wirkung: Täglicher Austausch über die Hilfsmöglichkeiten vor Ort und gegenseitige Unterstützung, Medienpartnerschaften, unter anderem mit der Wochenzeitung Die Zeit, sowie umfangreiche Spendensammlungen waren schon in den ersten beiden Wochen das Resultat. War anfangs noch der Gedanke, dass solch eine Katastrophe nicht so schnell wiederkommen wird, zeigten die folgenden Jahre das Gegenteil: Die Flut in Pakistan 2005 und der Zyklon Nargis in Myanmar 2008 machten erneut deutlich, wie wichtig die Bündelung der Kräfte ist. So war es folgerichtig, dem Bündnis Entwicklung Hilft eine hauptamtliche Geschäftsstelle zur Seite zu stellen. Die Geschäftsstelle startete am 1. Januar 2009 in Berlin, baute die Medienpartnerschaft mit der ARD aus und war bereits Anfang 2010 bei der Hilfe nach dem Erdbeben in Haiti ein wichtiger Koordinationspunkt für Hilfsorganisationen in Deutschland. Das Bündnis beteiligte über die Gründungsmitglieder hinaus weitere Hilfsorganisationen an den Spendeneinnahmen und wuchs kontinuierlich – von der Größe her und in seiner Bedeutung für die Kombination aus Nothilfe und langfristiger Entwicklungszusammenarbeit.
Nachdem der Tsunami um Weihnachten 2004 mit unvorstellbarer Kraft riesige Küstengebiete in Thailand, Südindien, Sri Lanka und Indonesien getroffen hatte, Hunderttausende starben oder obdachlos wurden, gab es keinen Zweifel, dass deutsche Hilfsorganisationen hier umfangreich unterstützen werden. Diese Hilfe, das war sofort klar, konnte nur gebündelt erfolgreich sein.
Frau Auer Frege, Sie haben Ende 2022 als Abteilungsleiterin bei Misereor aufgehört und sind seither alleinige Geschäftsführerin von Bündnis Entwicklung Hilft. Wie haben Sie die ersten Monate erlebt?
Ilona Auer Frege: Meine ersten Monate beim Bündnis waren geprägt von einer bisher ungekannten Anzahl und Intensität von Katastrophen. Ende 2022 stand die Welt noch ganz unter dem Eindruck des gewaltsamen Überfalls Russlands auf die Ukraine, doch schon im Februar traf ein Erdbeben mit größter Wucht die Türkei und Nordsyrien, hunderttausende Menschen sind gestorben oder haben ihren gesamten Besitz verloren. Dazu kamen die Erdbeben in Marokko, Afghanistan und Nepal und die Flut in Libyen. Wenn die Geschäftsstelle auch aufgrund dieser Krisen unter Hochdruck arbeiten musste, so war es doch sehr erfreulich zu sehen, wie gut die Zusammenarbeit der Mitgliedsorganisationen und die Kooperation mit der ARD funktioniert hat, und wie groß die Solidarität so vieler Spender:innen, sei es Privathaushalte oder auch Firmen, mit den Betroffenen ausgefallen ist.
Herr Ramm, Sie sind aktuell Vorstandvorsitzender des Bündnisses und Pressesprecher bei terre des hommes Deutschland. Terre des hommes war 2004 gemeinsam mit vier anderen Hilfsorganisationen Gründungsmitglied von Bündnis Entwicklung Hilft. Warum haben Sie sich damals dazu entschieden, Teil des Bündnisses zu werden?
Wolf-Christian Ramm: In den ersten Jahren des neuen Jahrtausends entstanden verschiedene Bündnisse wie Aktion Deutschland Hilft, Gemeinsam für Afrika und das Bündnis Katastrophenhilfe, die ihre gemeinsam stärkere Reichweite über TV-Kanäle suchten. Die Gründungsmitglieder des Bündnis Entwicklung Hilft sahen darin eine Chance für unsere fünf namhaften Organisationen, die ARD als Partner zu gewinnen. Es ging uns dabei natürlich um stärkere Sichtbarkeit und damit auch höhere Spendeneinnahmen im Fall von Katastrophen, aber eben auch um die Wahrnehmung der Qualität der Humanitären Hilfe unseres Bündnisses, die neben der akuten Hilfe auch die strukturellen Ursachen von Katastrophen in den Blick nimmt und politische Veränderungsprozesse auf den Weg bringt. Diesen Ansatz teilen auch heute, 20 Jahre später, alle mittlerweile elf Mitgliedsorganisationen des BEH. Terre des hommes hatte sich immer an diesem Ansatz orientiert, insofern sahen wir uns im BEH von Beginn an als Mitglied gut aufgehoben. Hinzu kam, dass das BEH aus unserer Sicht als Mischung aus großen Organisationen wie Brot für die Welt, Misereor und Welthungerhilfe sowie kleineren wie eben terre des hommes und medico international gut zusammengesetzt war.
An welche Meilensteine in der Geschichte des Bündnisses denken Sie am liebsten zurück?
Mucke: Zuallererst natürlich an die Gründungsversammlung in Frankfurt am 31. Dezember 2004, die wir direkt nach der Tsunami-Katastrophe durchgeführt haben. Sie war geprägt von großem Vertrauen untereinander und der Entschlossenheit zum gemeinsamen Vorgehen bei Katastrophen und Krisen. Schon bald begannen Verhandlungen mit der ARD, aus denen groß angelegte Spendenaufrufe für die Arbeit des Bündnis Entwicklung Hilft resultierten, insbesondere in der Tagesschau und den Tagesthemen. 2009 konnten wir eine Vereinbarung mit der United Nations University schließen, den WeltRisikoIndex zu entwickeln, der weltweit das Katastrophenrisiko auf der Basis sowohl von Gefährdung als auch Vulnerabilität beschreibt – insbesondere für die Präventionsarbeit ein wichtiger Meilenstein. Und einige Zeit später folgte dann die Entscheidung, das Bündnis für weitere Organisationen der Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit zu öffnen. In der Folge ist das Bündnis enorm gewachsen – sowohl, was die Größe als auch was die Bedeutung betrifft.
Es wird deutlich, dass die Zahl der Katastrophen, die durch den Klimawandel bedingt sind, immer mehr zunimmt. Dürren, Stürme, Fluten und Waldbrände werden zahlreicher und rauben den Menschen ihre Lebensgrundlage.
Wie hat sich die Arbeit des Bündnisses im Laufe der Zeit verändert, insbesondere in Bezug auf die Art der Krisen und Katastrophen, mit denen Sie konfrontiert waren?
Mucke: Zu Beginn der gemeinsamen Arbeit im Bündnis Entwicklung Hilft standen die Katastrophen nach extremen Naturereignissen im Fokus. Gewaltsame Konflikte und Kriege wie beispielsweise in Syrien kamen dann hinzu und erforderten umfangreiche Hilfe, auch für die vor der Gewalt Geflüchteten. Immer mehr Bedeutung bekamen und bekommen die Folgen des Klimawandels. Hier werden das Bündnis und die Bündnismitglieder auch in Zukunft ganz neue Herausforderungen bewältigen müssen.
Auer Frege: Es wird deutlich, dass die Zahl der Katastrophen, die durch den Klimawandel bedingt sind, immer mehr zunimmt. Dürren, Stürme, Fluten und Waldbrände werden zahlreicher und rauben den Menschen ihre Lebensgrundlage. Hinzukommen noch schwere Erdbeben, die gerade in Afghanistan und im Grenzgebiet von Syrien und der Türkei auf eine ohnehin schon von langen Bürgerkriegen geschwächte Bevölkerung treffen. Diese Menschen sind besonders auf unsere Unterstützung angewiesen, um in ihrer Region bleiben und neu anfangen zu können.
Ramm: Wir stellen fest, dass als Folge des globalen Klimawandels die klassische Aufteilung Nord-Süd, d.h. Hilfe aus dem Norden für von Katastrophen betroffene Menschen im Süden, nicht mehr trägt. Der Sommer 2023 mit verheerenden Waldbränden und Überschwemmungen in der Mittelmeer-Region Europas zeigt uns, dass wir auch für Nothilfe-Maßnahmen über Partnerorganisationen in Europa aufgestellt sein müssen. Einige unserer Mitgliedsorganisationen sind hier bereits aktiv, wir arbeiten derzeit daran, unser Netz entsprechend zu erweitern.
Können Sie uns ein konkretes Beispiel für ein Projekt oder eine Initiative einer Mitgliedsorganisation nennen, das Ihnen persönlich besonders am Herzen lag, und erzählen, wie es die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort verbessert hat?
Mucke: Mir lag ein Projekt des Bündnisses besonders am Herzen: Die jährliche Herausgabe des WeltRisikoBerichts. Die Gefährdung durch extreme Naturereignisse und die Verwundbarkeit haben wir jährlich im WeltRisikoBericht analysiert und zu verschiedenen Bereichen Ansätze aufgezeigt, die Situation so zu verbessern, dass Katastrophen vermieden oder ihre Folgen verringert werden.
Ramm: Mir fällt dazu der schreckliche Tsunami an Weihnachten 2004 ein, der über 230.000 Menschen das Leben kostete. Wir haben uns zwei Wochen nach dieser Katastrophe als Bündnis offiziell mit einer Pressekonferenz vorgestellt und sofort Hilfsmaßnahmen gestartet. Gleich in der ersten Zusammenarbeit als Bündnis haben die fünf Gründungsmitglieder in den vom Tsunami betroffenen Ländern konkrete Hilfen wie Nahrungsmittel, Medizin und provisorische Unterkünfte für die Menschen bereitgestellt. Aber wir haben z.B. in Tamil Nadu in Südindien, wo zahllose Fischer-Familien ihre Existenz verloren hatten und die lokalen Behörden beim Wiederaufbau zögerten, weil sie die Chance sahen, an den Küsten Hotelanlagen für den Tourismus zu errichten, uns dafür eingesetzt, dass die Fischer nicht ins Hinterland abgedrängt werden, sondern ihre Existenz als Fischer-Community erhalten wird. Dies war ein gutes Beispiel für die Zusammenführung von akuter Hilfe und langfristiger Projekt- und Advocacyarbeit.
20 Jahre nach der Gründung ist das Bündnis mit insgesamt 11 Mitgliedsorganisationen größer als je zuvor. Was sind die Vorteile eines so großen Bündnisses?
Mucke: Mit dem Wachstum des Bündnisses sind die Möglichkeiten der Hilfe nach Katastrophen und in Krisensituationen deutlich gestiegen und vielfältiger geworden. In der deutschen Öffentlichkeit und in der Politik findet der Ansatz, Nothilfe und langfristige Entwicklungszusammenarbeit immer zusammen zu denken, mehr Resonanz durch die gewachsene Bedeutung des Bündnisses.
Auer Frege: Im Bündnis Entwicklung Hilft sind die größten Hilfsorganisationen Deutschlands gebündelt. Sie haben teilweise über 60 Jahre Erfahrung im Bereich der entwicklungsorientierten Nothilfe und Partnerorganisationen in bis zu 90 Staaten der Erde. Damit ist sichergestellt, dass sie bei Katastrophen fast überall auf der Welt schnell und unbürokratisch auf ihre bereits vorhandenen Strukturen zurückgreifen und Hilfe leisten können. Die lokalen Partner können innerhalb kürzester Zeit vor Ort klären, wie der Bedarf der Betroffenen ist, und wo welche Hilfsgüter oder -maßnahmen eingesetzt werden müssen. Das ist eine große Stärke unserer Mitglieder, auf die wir sehr stolz sind, und die sich in den letzten 20 Jahren vielfach bewährt hat.
Ramm: Ein großer Vorteil eines Bündnisses namhafter Organisationen ist es, für diesen Zusammenschluss einen bedeutsamen Medienpartner wie die ARD zu gewinnen. Das wäre für unsere einzelnen Mitgliedsorganisationen nicht möglich. Wir sind sehr froh, dass wir mit der ARD einen Partner gefunden haben, der uns schon seit langem mit vielen Spendenaufrufen in Tageschau und Tagesthemen aller ARD-Sendeanstalten in die Lage versetzt, schnell Hilfsaktionen starten zu können.
Neben der akuten Hilfe nimmt das BEH auch strukturellen Ursachen von Katastrophen in den Blick und bringt politische Veränderungsprozesse auf den Weg. Diesen Ansatz teilen auch heute, 20 Jahre später, alle mittlerweile elf Mitgliedsorganisationen von Bündnis Entwicklung Hilft.
Mit Blick auf die Zukunft: Wie plant das Bündnis, sich weiterzuentwickeln im Hinblick auf die sich verändernden globalen Bedrohungen und Herausforderungen?
Auer Frege: Wie wir sehen, nimmt die Zahl der Katastrophen, die durch den Klimawandel ausgelöst werden, sprunghaft zu und bedroht auch unsere direkte Nachbarschaft in Europa. Wir müssen uns darauf einstellen, dass unsere Unterstützung bei der Versorgung von Verwundeten, bei der Suche nach Vermissten und bei der Erstversorgung noch öfter als bisher nötig wird. Neben der direkten Nothilfe in den ersten Tagen nach einem Ereignis müssen wir uns darauf einstellen, auch mittel- und langfristig zerstörte Infrastruktur und Häuser wieder aufzubauen und bei der Entwicklung neuer Lebens- und Berufsperspektiven zu helfen. Dies gilt besonders dort, wo Gewalt und Kriege viele Menschen dauerhaft vertreiben und eine Rückkehr nicht in absehbarer Zeit möglich ist.
Welche Veränderungen sehen Sie als die drängendsten in Bezug auf humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit in den kommenden Jahren, und wie plant das Bündnis, auf diese zu reagieren?
Mucke: Aus meiner Sicht muss die Einbindung der lokalen Initiativen vom ersten Tag der Nothilfe an erfolgen. Nach wie vor wird Hilfe zu sehr von außen geleistet, gerade in den ersten Wochen einer Katastrophe. Ganz generell werden wir uns von dem verabschieden müssen, was oftmals unter ‚Entwicklungshilfe‘ verstanden wird, also von einer gönnerhaften Hilfe für die armen Menschen im Globalen Süden. Es geht um die Zusammenarbeit auf Augenhöhe und dafür sollten die Spendengelder eingesetzt werden. Dies wird verstärkt dadurch, dass die jahrzehntelange Nord-Süd-Denkweise überholt ist und nicht mehr zu den politischen Realitäten passt. Nothilfe nach extremen Naturereignissen ist auch in Deutschland und insgesamt in Europa erforderlich, ebenso sind wir in Europa mit gravierender Armut konfrontiert. Die Trennlinie, soweit man sie überhaupt festlegen will, verläuft inzwischen weltweit zwischen Arm und Reich. Darüber hinaus muss zum einen die Koordination gestärkt werden, statt lauter Einzelinitiativen durchzuführen – national und international. Zum anderen benötigen wir eine deutliche Verstärkung der Arbeit im Vorfeld, also der Prävention.
Auer Frege: Es ist schön, dass es in Deutschland eine so große Anzahl von hilfsbereiten und solidarischen Menschen gibt, die sofort bereit sind, für die Opfer von Katastrophen zu spenden, auch wenn sie selbst derzeit durch eine schwere wirtschaftliche und politische Situation belastet sind. Diese Solidarität ist außergewöhnlich. Darüber hinaus ist es aber auch wichtig, dass die Bundesregierung die Arbeit der Hilfsorganisationen weiterhin verlässlich mit Bundesmitteln unterstützt. Seit 2023 gab es große Kürzungen im Etat des Auswärtigen Amtes und des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) im Bereich Humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Wenn diese Reduzierung so weitergeführt wird, geht sie direkt zu Lasten der Schwächsten und trifft diejenigen, die sich am wenigsten gegen Kriege, Katstrophen und die Folgen des Klimawandels schützen können.
Ramm: Ich glaube, wir müssen uns darauf einstellen, als Bündnis deutlich und sichtbar für die Bedeutung von Entwicklungszusammenarbeit und Humanitärer Hilfe Stellung zu beziehen und politischen Positionen entgegenzutreten, die darin eine Verschwendung von Geldern sehen.
Welche Synergien oder Möglichkeiten zur Zusammenarbeit sehen Sie zwischen den bestehenden Mitgliedern und dem Bündnis, um gemeinsame Ziele zu erreichen und die Wirkung zu maximieren?
Mucke: Die genannten drängenden Veränderungen wird keine Mitgliedsorganisation alleine erreichen können. Hierzu ist ein Wandel im Verständnis von Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit erforderlich. Gegenüber den Medien, gegenüber den Spender:innen und in der Debatte mit politischen Entscheidungsträger:innen wird dieses Umdenken nur durch gemeinsames Handeln erreichbar sein.
Auer Frege: Unsere Mitgliedsorganisationen arbeiten seit je her in engem Austausch. Im Fall von Katastrophen stimmen sie sich ab und achten darauf, die eigehenden Spenden gut koordiniert dort einzusetzen, wo der Bedarf am größten ist. Darüber hinaus bietet das BEH seinen Mitgliedern regelmäßig die Möglichkeit zum fachlichen Austausch und zur strategischen Abstimmung. Die Geschäftsstelle des Bündnis Entwicklung Hilft ist relativ klein und es gelingt uns, mit wenig Personal die Vergabe der eingehenden Spenden optimal zu organisieren. Damit halten wir die Verwaltungskosten sehr gering und sorgen dafür, dass die Spenden direkt in die Projekte vor Ort fließen können. Das bescheinigt uns auch von Anfang an das DZI-Spendensiegel, das wir, aber auch alle unsere Mitglieder, tragen und jedes Jahr nach strenger Prüfung neu beantragen müssen.
Abschließend, wie können Einzelpersonen und Organisationen, die sich für humanitäre Hilfe und Entwicklung engagieren möchten, am besten mit dem Bündnis zusammenarbeiten oder es unterstützen?
Mucke: Sowohl die Nothilfe als auch die politische Arbeit im Sinne der vielfältigen Vorschläge aus den WeltRisikoBerichten der letzten fünfzehn Jahre benötigen eine ausreichende Finanzierung. Dazu können Individuen ebenso wie Organisationen generell beitragen. Wer fachlich mit humanitärer Hilfe und Entwicklung beschäftigt ist, sei es ehrenamtlich oder beruflich in Organisationen, Medien, Ministerien oder politischen Gremien, kann zum dringenden Umdenken persönlich und damit sehr direkt beitragen.
Auer Frege: Mit einer Spende an das BEH stellen Einzelpersonen, aber auch Firmen, Vereine oder etwa Freundeskreise sicher, dass das von ihnen gesammelte Geld schnell und unbürokratisch dort ankommt, wo es benötigt wird. Die Spenden fließen direkt an örtliche Hilfsprojekte und werden von lokalen Fachkräften eingesetzt. Material und Hilfsgüter werden, wo immer es geht, direkt vor Ort eingekauft. Das spart lange Transportzeiten und stärkt die regionalen Märkte. Die örtliche Zivilgesellschaft wird direkt in die Hilfsarbeit eingebunden und entscheidet mit, wo und wie Hilfe ankommt. Wir freuen uns über jede Einzelspende, sind aber immer wieder auch sehr berührt zu sehen, mit welcher Kreativität und mit welchem Einsatz auch Sportvereine, Betriebe, Schulklassen oder Firmen in Solidaritätsaktionen Geld sammeln und uns spenden.