Klimabrief aus Burkina Faso

In der Serie „Klimabriefe“ berichten Partner unserer Mitgliedsorganisationen aus verschiedenen Ländern der Welt über die spürbaren Folgen des Klimawandels in ihren Regionen. Sie erzählen, wie sie sich für den Klima- und Umweltschutz einsetzen, welche Erfolge sie erzielt haben und welchen Herausforderungen sie begegnen.

Setzlinge werden eingepflanzt um vor Erosion bei Überschwemmungen zu schützen.
© Welthungerhilfe
Logo Klimabrief. Auf einer grünen Briefmarke steht das Wort Klimabrief.

Nachhaltige Nutzung von Boden, Wasser und natürlichen Ressourcen

5. Dezember 2023

Liebe Leser:innen,

mein Name ist Parfait Saka, ich bin 59 Jahre alt und komme aus Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wirtschaft und Gesellschaft sind in meinem Heimatland sowohl in den Dörfern als auch im Ackerbau, der Tierhaltung und Forstwirtschaft spürbar. Die Menschen auf dem Land stellen fest, dass es immer weniger regnet und immer öfter extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Staubstürme und ungewöhnliche hohe Temperaturen von mehr als 45°C im Schatten eintreten – auch in den Monaten, in denen es eigentlich noch kühler sein sollte. In den letzten Jahren kam es häufiger zu schweren Überschwemmungen, die zu (zeitweisen) Umsiedlungen geführt haben, infolgedessen zahlreiche Menschen in humanitäre Not geraten sind. Das betrifft vor allem Frauen und Kinder.  

Derzeit verschlechtert sich aufgrund der Wasserknappheit der Boden in allen Teilen des Landes rapide. Er ist weniger fruchtbar und wegen starker Erosion schwerer zu bearbeiten, was sich auf die Ernährung und auch wirtschaftliche Situation vieler vom Ackerbau abhängiger Menschen auswirkt. Gleichzeitig werden die Wasserressourcen in Grundwasser und in Stauseen für die Trinkwasserversorgung knapper, was zu so genanntem Wasser-Stress führt. Wir erleben mittleren Stress in normalen Jahren bis hin zu starkem Stress in sehr trockenen Jahren. Wasser-Stress entsteht, wenn die Menge des verfügbaren Wassers deutlich niedriger ist als der örtliche Bedarf von Pflanzen. Seit einigen Jahren sehen wir darüber hinaus weitere ungewöhnliche Phänomene, unter anderen einen verspäteten Beginn des Landwirtschaftsjahres sowie ein abruptes Ende der Regenzeit. Vor allem Letzteres hat weitgehende Folgen, weil Kulturpflanzen nicht ausreifen, Wasserstellen für Tiere sowie das Grundwasser nicht ausreichend aufgefüllt werden und deswegen Trinkwasser für Mensch und Tier knapp wird.  

Die Überschwemmungen vom 1. September 2019 (in zehn Stunden fielen 263mm Wasser) forderten in Burkina Faso 46 Todesopfer, einen Vermissten,
63 Verletzte. Insgesamt waren 195.170 von den Überschwemmungen betroffen, 42.000 Häuser wurden zerstört.

  • Die Menschen im ländlichen Raum erwirtschaften ihren Lebensunterhalt nur durch ihre bäuerlichen Familienbetriebe. © Florian Kopp / Misereor

Wir von Diobass Écologie et Société (DES) setzen uns gemeinsam mit den Menschen vor Ort schon seit fast 20 Jahren mit einer nachhaltigen Nutzung von Boden, Wasser und natürlichen Ressourcen durch den Menschen vor dem Hintergrund der fortschreitenden Erderhitzung auseinander. Wir haben mit eigenen Augen gesehen, wie sich die Auswirkungen der Klimakrise durch unregulierte menschliche Aktivitäten wie Ackerbau, Tierhaltung, Brennholzgewinnung, Urbanisierung, Industrialisierung, Jagd, Goldgewinnung und Ähnliches noch verstärken. Aufgrund von Abholzung wie auch der Austrocknung von Feuchtgebieten werden natürliche Lebensräume beschädigt und viele Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet. Einige von ihnen sterben sogar aus. Infolge dieser Dynamiken kommt es bei der ohnehin schon armen Landbevölkerung zu Hungersnöten, Mangelernährung, Armut und Krankheiten. Die Menschen im ländlichen Raum erwirtschaften ihren Lebensunterhalt nur durch ihre bäuerlichen Familienbetriebe. Um etwas gegen die Folgen des Klimawandels zu unternehmen, haben sie sich in Verbänden und Männer- oder Frauenvereinen zusammengeschlossen und arbeiten nach dem Diobass Aktionsforschungsansatz für eine nachhaltige Landwirtschaft.  

Der Klimawandel bedeutet für uns, dass bäuerliche Familienbetriebe noch stärker geschwächt werden.

Wir wollen die Bauern und Bäuerinnen weiterhin bei ihren Anpassungsbemühungen unterstützen, um sie widerstandsfähiger zu machen und
ihnen zu helfen, ihre bäuerlichen Innovationen zu verbreiten.

Zahlreiche Dörfer konnten so durch den Klimawandel verursachte Probleme erkennen, Lösungen erarbeiten, diese ausprobieren und anderen Gemeinschaften von ihren Lösungsansätzen berichten. Dabei handelt es sich um verschiedenste Innovationen, Vorgehensweisen und Techniken in ihrer Kombination: die Integration von lokalen Baumarten zur Wiederherstellung der saheltypischen Parklandschaften mittels einer Vielzahl von boden- und wasserkonservierenden Maßnahmen, die Herstellung von Kompost mit lebenden Organismen und biologischen Pestiziden, um Krankheiten und Schädlinge zu bekämpfen, die sich durch die Klimaveränderungen ausbreiten. Maßnahmen wie das Anlegen von Steinwällen entlang der Höhenlinien, Halbmonde und vieles mehr dienen dazu, die Abflussgeschwindigkeit bei Regenfällen zu bremsen, damit fruchtbarer Boden durch Wassererosion nicht verloren geht. Andere Methoden wie Zai oder Halbmonde dienen der Rückgewinnung unfruchtbar gewordener Kulturflächen. Sie bestehen darin, Pflanzlöcher anzulegen, diese mit Kompost zu füllen und darin die Saat auszubringen. Diese Initiativen müssen begleitet und gestärkt werden, damit die Menschen ihre Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit langfristig gewährleisten können.  

Neben den Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und zur Abmilderung seiner Folgen müssen wir die Menschen vor Ort regelmäßig über die Wetterlage in ihrer Gegend informieren und ihnen Hilfen an die Hand geben – beispielsweise Saatgut, das an den jeweiligen Bodentyp und die spezifische Niederschlagsmenge angepasst ist. Wissenschaft und Technik müssen diese Bestrebungen für mehr Resilienz unterstützen, damit die Menschen Landwirtschaft betreiben können, genug zu essen haben, für den Markt produzieren, ihr Einkommen erhöhen und ihren Gesundheitszustand verbessern können. 

Unsere Organisation und der Ansatz der bäuerlichen Innovationen bieten einen reichen Erfahrungsschatz, der darin begründet liegt, dass wir die Menschen vor Ort mit ihrem Wissen und ihrer Innovationskraft zu den Hauptakteur:innen machen, um dadurch schon vorab besser einschätzen zu können, wie sich der Klimawandel auf die bäuerlichen Familienbetriebe auswirkt. 

Im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels geht Diobass auch weiterhin Partnerschaften ein, um gemeinsam langfristig angepasste und starke Lösungen für die Dörfer in Burkina Faso zu entwickeln die von der Klimakrise besonders betroffen sind. 

Es grüßt Sie herzlich  

Parfait Saka, Leiter der Misereor-Partnerorganisation Diobass Écologie et Société in Burkina Faso  

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  • Klimabrief aus den Salomonen

  • Klimabrief aus Haiti

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