Die Bevölkerung leidet schwer unter dem Machtkampf im Sudan
Seit Mitte April kommt es im Sudan zu heftigen gewaltsamen Gefechten um die Machthabe des Landes. Die Kämpfe zwischen der regulären sudanesischen Armee und der paramilitärischen Gruppe „Rapid Support Forces“ (RSF) fokussieren sich hauptsächlich auf die Hauptstadt Khartum. Auch die Hafenstadt Port Sudan am Roten Meer und die Stadt Merowe mit einem wichtigen Flughafen sind von den Kämpfen betroffen.
Bereits neun Tage nach Ausbruch der Kämpfe sind laut Angaben der Vereinten Nationen mehr als 420 Menschen umgekommen, tausende sind verletzt. Die Krankenhäuser sind überlastet, Nahrungsmittel, Medikamente oder Treibstoff sind kaum zu bekommen und die Strom- sowie Wasserversorgung fallen streckenweise aus, die Tagestemperatur steigt auf bis zu 45 Grad Celsius. In den betroffenen Gebieten trauen sich viele nicht mehr aus den Häusern und können sich nicht mehr versorgen. Für die zahlreichen Menschen, die das Land verlassen möchten, gibt es keine sicheren Fluchtkorridore, und wer trotzdem die Gefahr auf sich nimmt, flüchtet nach Ägypten, in den Südsudan oder in den Tschad.
Hilfeleisten vor Ort ist gefährlich
Aufgrund der unsicheren Lage vor Ort gestaltet sich die Hilfe für die Zivilbevölkerung sehr schwierig. Die Sicherheit der Hilfskräfte ist derzeit nicht gewährleistet, es wird von Plünderungen, Gewalt und sexuellen Übergriffen gegen Mitarbeitende berichtet. Laufende Hilfsprojekte unserer Bündnis-Mitglieder müssen aus Sicherheitsgründen pausieren und Mitarbeitende vor Ort in Sicherheit gebracht werden. Ihre Arbeit wird fortgesetzt, sobald es die Lage erlaubt.
„Der Machtkampf im Sudan darf nicht auf dem Rücken der Zivilbevölkerung ausgetragen werden. Hilfsorganisationen brauchen dringend einen sicheren Zugang zu den Betroffenen, damit sie so schnell wie möglich helfen und die Versorgungssicherheit gewährleisten können“, sagt Ilona Auer-Frege, Geschäftsführerin des Bündnis Entwicklung Hilft.
Der Sudan war schon vor den Kämpfen ein Land mit niedriger Versorgungssicherheit. 9,6 Millionen Menschen, jede:r Fünfte, litten bereits an Hunger. Im aktuellen WeltRisikoBericht 2022 wird der Sudan mit einer sehr hohen Vulnerabilität eingestuft. Durch die fehlenden Hilfsmöglichkeiten droht sich die Lage für die Zivilbevölkerung noch zu verschärfen.