Ein Jahr Krieg in der Ukraine


In der Erzeparchie Ivano-Frankivsk werden Binnenvertriebene versorgt. Im Exerzitienhaus können sie sich an Gruppenaktivitäten beteiligen und den Alltag mitgestalten. © Renovabis / Erzeparchie-Ivano-Frankivsk
Unterbringung und Verpflegung von Binnenvertriebenen

Partner: Erzeparchie Ivano-Frankivsk, Renovabis

Kharkiv, Mariupol, Berdiansk und Kherson (Ukraine)
Der Krieg in der Ukraine zwingt Millionen Menschen, ihre Heimat kurz- oder langfristig zu verlassen. Viele flüchten ins Ausland, ein großer Teil allerdings bewegt sich innerhalb des Landes. Die Unterbringung und Versorgung dieser vulnerablen Gruppe von Binnenvertriebenen im westlichen Teil der Ukraine birgt große Herausforderungen: Der Wohnraum ist knapp, die Menschen sind oft ohne ihre Habseligkeiten geflüchtet und haben keinerlei Ressourcen, um ihren Lebensunterhalt am neuen Aufenthaltsort selbst zu bestreiten.
Die griechisch-katholische Erzeparchie Ivano-Frankivsk hat in ihrem, in den Karpaten gelegenen, Exerzitienhaus 44 Binnenvertriebene aus den¬ Bezirken Kharkiv, Mariupol, Berdiansk und Kherson aufgenommen. Es handelt sich dabei um Frauen mit Kindern, von denen einige 2014 schon einmal aus den von Separatisten beanspruchten Teilen der Bezirke Donetsk oder Luhansk geflohen waren.
Die geflüchteten Mütter und ihre Kinder erhalten im Exerzitienhaus Unterkunft und Verpflegung, Betreuung für die Kinder und sie können den Alltag im Haus mitgestalten. Mit einem Zuschuss in Höhe von 30.000 € (davon 25.000 € aus BEH-Mitteln) kann die Erzeparchie Ivano-Frankivsk Unterbringung, Verpflegung und Betreuung der 44 Geflüchteten für drei Monate sicherstellen. Der Zuschuss wird für Lebensmittel, anfallende Betriebskosten sowie die Gehälter der Mitarbeitenden verwendet. Pro Person entspricht dies etwa 8 € täglich. Darüber hinaus sorgt die Erzeparchie für psychologische und seelsorgliche Betreuung der meist traumatisierten Geflüchteten.


Eine Mitarbeiterin des Projektpartners Anika verteilt Hygiene-Kits an Bewohner:innen der ukrainischen Region Chenihiv. © Kieran Doherty / Oxfam
Schutz für marginalisierte Gruppen

Partner: Anika

Kiew und Chernihiv (Ukraine)
In den Gebieten Kiew und Chernihiv floh der Großteil der Bevölkerung im Sommer 2022 vor den russischen Angriffen. Seit dem Abzug der Truppen begleitet Oxfam mit seinen lokalen Partnern Bewohner:innen, die in diese Städte und Dörfer zurückzukehren, und beschafft ihnen die notwendige Unterstützung sowie Zugang zu Schutzdiensten. Mithilfe einer geschlechtsspezifischen Bedarfsanalyse werden die Maßnahmen möglichst gendersensibel durchgeführt – so entscheiden beispielsweise Frauen und Mädchen selbst, welche Kleidung sie wirklich benötigen. Im Rahmen des Projekts erhalten betroffene Gemeindemitglieder einmalige Bargeldzahlungen. Es werden insbesondere Menschen aus besonders gefährdeten und marginalisierten Gruppen gefördert – darunter Roma, die LGBTQ+ Community, Menschen mit Behinderung, Frauen, kinderreiche Familien und ältere Menschen. Zusätzlich können sie Einzelberatung sowie psychosoziale Dienste von Fachpersonal in Anspruch nehmen, um die Traumata, die viele erlebt haben, zu bewältigen. Die psychosozialen Dienste von zwei mobilen Einheiten und zwei Psycholog:innen umfassen zum Beispiel Gesprächsrunden, kreative Workshops und Gruppentherapien für Frauen und Kinder.
Vor den Wintermonaten erhielten Betroffene außerdem Hilfe, um sich gegen die kalten Temperaturen zu schützen. Oxfam und seine lokalen Partner förderten die Reparatur von Türen und Fenstern und verteilten Öfen, Heizgeräte, Holz und weitere Winterausrüstung. Zudem erhielten einige Haushalte Bargeld, um winterbedingte zusätzliche Kosten zu bezahlen.
Um den allgemeinen Schutz und die psychosoziale Versorgung, insbesondere für marginalisierte Gruppen, nachhaltig zu verbessern und Kapazitäten vor Ort zu stärken, führt Oxfam Trainings und Schulungen für die lokalen Partner durch. Themen sind zum Beispiel psychosoziale Ersthilfe, die Identifizierung von Schutzrisiken, die Prävention von und Reaktion auf geschlechtsspezifische Gewalt sowie der Umgang mit sozialer Machtdynamik und die Förderung von Toleranz und offenem Dialog mit unterrepräsentierten Personen.


Die CBM und ihr Partner European Disability Forum unterstützen geflüchtete Menschen mit Behinderungen und sorgen so für eine inklusive Gestaltung von Hilfsmaßnahmen. © EDF / Christoffel-Blindenmission
Inklusive Hilfsmaßnahmen für Menschen mit Behinderung

Partner: European Disability Forum

Länderübergreifend
Nach Schätzungen haben 13 % der aus der Ukraine flüchtenden Familien mindestens ein Mitglied mit einer Behinderung. Menschen mit Behinderungen sind im Krieg besonders verwundbar und mit zusätzlichen Hindernissen konfrontiert, zum Beispiel dem Mangel an barrierefreien Unterkünften und inklusiven Evakuierungsplänen sowie dem fehlenden Zugang zu Nahrungsmitteln, Informationen und Gesundheitsversorgung. Um sie auf der Flucht zu unterstützen und ihre besonderen Bedürfnisse zu adressieren, arbeitet die CBM und ihr Partner European Disability Forum (EDF) mit lokalen Selbstorganisationen in Lettland, Polen, Ungarn, Rumänien, der Slowakei und der Ukraine zusammen. Geflüchtete Menschen mit Behinderung erhalten an ihren Zufluchtsorten zunächst Zugang zu barrierefreien Unterkünften, Nahrungsmitteln, Artikeln des täglichen Bedarfs und gesundheitlichen Versorgungsdiensten. Zur Verbesserung der Lebensqualität in den Notunterkünften wird dafür gesorgt, dass Freizeitaktivitäten inklusive der Geräte und des Materials, wie Sportgeräte und Bücherregale, auch für beispielsweise Rollstuhlfahrer:innen zugänglich sind. Darüber hinaus stehen individuelle rechtliche und medizinische Beratung sowie psychologische Unterstützung zur Verfügung. Sprachkurse und Hilfen bei der Arbeitssuche sollen bei der Integration im Ankunftsland helfen. Außerdem werden Transportdienste organisiert, um Geflüchtete mit Behinderungen und ihre Familien, die sich aufgrund der Notwendigkeit eines schnellen Umzugs verstreut hatten, wieder zusammenzubringen.
Die CBM und EDF setzen sich zudem bei Regierungsstellen und internationalen Organisationen – darunter die Regierungen in den aufnehmenden Ländern sowie die EU und Vereinten Nationen – dafür ein, die Einbeziehung und Beteiligung von Menschen mit Behinderungen bei der Planung und Durchführung ihrer humanitären Maßnahmen zu stärken und Hilfe inklusiver zu gestalten. Um Maßnahmen gezielter umzusetzen und auch beim Wiederaufbau besondere Bedürfnisse zu berücksichtigen, arbeiten die Hilfsorganisationen in der Ukraine zudem mit lokalen Behörden zusammen.


Sogenannte Dignity Kits, die Gegenstände für den täglichen Gebrauch beinhalten, werden von freiwilligen Jugendgruppen gepackt und für den Transport an die polnisch-ukrainische Grenze fertiggestellt. © Plan International
Verteilung von Dignity Kits im polnischen Grenzgebiet

Partner: FEDERA

Rzeszow (Polen)
Vielen Familien, die aus der Ukraine flüchteten, fehlt der Zugang zu hochwertigen Hygieneartikeln sowie zu Bedarfsartikeln für Frauen, Kinder und Säuglinge. In Kooperation mit der polnischen Partnerorganisation FEDERA (Foundation for Women and Family Planning) konnte Plan International Deutschland 10.000 sogenannte Dignity Kits zusammenstellen und verteilen. Diese Kits beinhalten unter anderem Handseife, Handwasch- und Desinfektionsmittel, Menstruationsartikel, Schutzdecken, Stirnlampen und Batterien, Haarbürsten, Mundhygieneartikel, Handtücher sowie Kleidung und besondere Hygieneartikel für Kinder und Babys.
In Deutschland wurden die Dignity Kits von freiwilligen Jugendgruppen gepackt und anschließend in drei LKW-Ladungen ins polnisch-ukrainische Grenzgebiet transportiert. Nur 100 Kilometer entfernt von der ukrainischen Grenze, im polnischen Rzeszow, wurden die Kits an verschiedene gemeinnützige lokale Organisationen verteilt, die diese wiederum an geflüchtete Frauen und Heranwachsende aushändigten.
Die Aktion traf auf rege Unterstützung der lokalen Gemeinde: Aufrufe über die Sozialen Medien informierten über die Verteilung der Dignity Kits, ein Pfarrer organisierte daraufhin mit lokaler Unterstützung einen Bus zur Anreise von Geflüchteten aus einem Nachbarort. Um die Wartezeit in der Schlange zu überbrücken, spielten Freiwillige mit geflüchteten Kindern. Darüber hinaus boten Mitarbeiter:innen von FEDERA unbürokratische Hilfe und Information bei Fragen zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit und diesbezüglichen Rechten der Betroffenen an.


Im Projekt von terre des hommes und dem Partner Medical Aid Committee werden Mütter und ihre Kinder versorgt und psychologisch betreut. © terre des hommes
Grundversorgung für Mütter und Kinder
