Sieben Jahre Krieg in Syrien: Eskalation statt Ende

Seit fast sieben Jahren herrscht Terror, Gewalt und Zerstörung in Syrien. Politische Lösungen für ein Ende der Gewalt sind nicht in Sicht. Im Gegenteil, Syrien versinkt immer mehr im Chaos des Krieges.

Syrische Regierungstruppen sind auf dem Vormarsch und bombardieren ganze Stadtgebiete im Kampf gegen Rebellentruppen. Nach verstärkten Luftangriffen auf Idlib sowie Teilen Aleppos und Hamas im November 2017 nehmen seit Beginn dieses Jahres die Angriffe auf Ost-Ghouta, der Region nordöstlich von Damaskus, massiv zu. Allein in dieser Woche hat es dort innerhalb von 48 Stunden 250 Tote gegeben, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. Und im Norden des Landes ist es ebenso dramatisch: In der Region Afrin in den kurdischen Gebieten in Selbstverwaltung marschiert das türkische Militär ein und fliegt Luftangriffe. Die Zivilbevölkerung in den Regionen erlebt eine der schlimmsten Phasen seit Beginn der Gewalt. Ihre Lage hat sich durch die zerstörerischen und brutalen Kampfhandlungen der letzten Tage nochmals drastisch verschlechtert.

Unsere Mitgliedsorganisationen Misereor, medico international und Welthungerhilfe sind seit 2011/2012 in mehreren Regionen Syriens aktiv und unterstützen ihre lokalen Partner, die vor Ort unter schwersten Bedingungen versuchen, weiterhin humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung zu leisten. Der Misereor-Partner Internationaler Flüchtlingsdienst der Jesuiten (JRS) berichtet von lebensbedrohlichen Bedingungen in den Grenzgebieten zu Ost-Ghouta, die eine Fortführung der Hilfe zwischenzeitlich unmöglich machten. „In diesem Augenblick wissen wir nicht, wo und wann die nächste Bombe fallen wird, ob und wann die Feindseligkeiten eingestellt werden, doch wir bleiben“ so Pater Nawras, Regionalkoordinator für JRS. Der JRS bietet in und um Damaskus in seinen Zentren Bildungs- und Sozialdienste, Basisgesundheitsmaßnahmen und psychosoziale Betreuung an. Er passt seine Hilfsmaßnahmen der aktuellen Lage an, indem beispielsweise die Akutversorgung Verletzter gesichert wird. In der Stadt Erbin in Ost-Ghouta haben die Partner vom lokalen Komitee Erbin für eine bessere Ausstattung der Keller, in die Menschen vor den Luftangriffen geflohen sind, gesorgt. Die improvisierten „Luftschutzkeller“ verfügen nun über Toiletten, Heizöfen, Wassertanks, Ventilatoren und LED-Licht.

Hunderte Kilometer entfernt von Ost-Ghouta im Nordwesten in der Stadt Afrin unterstützt medico international die Medikamentenbeschaffung für das dortige Krankenhaus und medizinische Teams, die in der Region Verletzte versorgen oder in das Krankenhaus bringen. In Idlib, Hama und Aleppo versorgt die Welthungerhilfe die Menschen weiterhin mit Gutscheinen für Nahrungsmittel und Hygiene-Artikel wie Seife, Zahnpasta und Wasserkanister. Mit lokalen Partnern hat sie die Wasserversorgung in vielen Gebieten wiederhergestellt.

Nur ein Ende der kriegerischen Handlungen und politische Lösungen können die Lebensbedingungen für die Menschen in Syrien langfristig verbessern. Ein engagiertes Eintreten der internationalen Gemeinschaft dafür ist weiterhin dringend erforderlich. Derzeit über eine Rückführung syrischer Flüchtlinge nachzudenken, wie zuletzt im Rahmen der deutschen Innenministerkonferenz, ist schlichtweg inhuman.

Helfen Sie mit, humanitäre Hilfe für die Menschen in Syrien und der Region, weiter zu ermöglichen.

Spendenkonto Bündnis Entwicklung Hilft
IBAN: DE29 100 20 5000 100 20 5000
Bank für Sozialwirtschaft
Stichwort: Irak/Syrien
Online-Spenden: https://entwicklung-hilft.de/spenden

Mehr Informationen:

medico international: „Das Dringlichste ist, dass die Türkei ihre Angriffe stoppt“ , Hilferuf aus Ost-Ghouta
Welthungerhilfe: Kämpfe in Idlib